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Paul Freimüller im Interview: Wieso das der letzte CSI war

„Der Entscheid war schwer, aber der Zeitpunkt ist richtig“

 Der LerchPartner.ch CSI3* Humlikon hat sich zu einer festen Grösse im internationalen Pferdesport-Kalender entwickelt. OK-Co-Präsident Paul Freimüller erklärt, weshalb die aktuelle Austragung trotzdem die letzte war.

Paul Freimüller, am Sonntagabend gingen die Lichter des CSI Humlikon für immer aus. Wieso?

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Wir führen das Springturnier seit 28 Jahren durch, 17 davon als internationale Dreistern-Veranstaltung. Die meisten OK-Mitglieder, viele Helfer und Partner waren von Anfang an dabei und sind mit dem CSI älter geworden. Nun haben gleich mehrere in der Organisation nicht so einfach ersetzbare Personen entschieden, dass sie nicht mehr weiter machen möchten. Zudem ist das Umfeld für uns Turnierveranstalter schwieriger geworden. Wir sehen uns ständig mit neuen Anforderungen und Auflagen der Behörden sowie des nationalen und des internationalen Reitsportverbandes konfrontiert. Diese sind immer schwieriger zu erfüllen. Gleichzeitig hat sich die wirtschaftliche Situation verschlechtert, so dass wir den Abgang einiger grosser Sponsoren nicht ersetzen konnten.

 Wie schwierig ist Ihnen dieser Entscheid gefallen?

Am Anfang war es sehr schwer. Aber die Vorbereitungen für die diesjährige Veranstaltung haben mir deutlich gezeigt, dass der Zeitpunkt richtig ist. Wir haben heutzutage Vorschriften zu erfüllen, die für uns fast nicht mehr zu bewältigen sind.

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?

Davon gibt es eine ganze Reihe, aber nehmen wir nur einmal das  Einstallen der Pferde. Nachdem Ausbruch des Herpesvirus im Spätwinter, der ja zum Glück erfolgreich eingedämmt werden konnte, sind die Sicherheitsvorschriften nun fast absurd. Wir sind uns bewusst, dass diese zum Wohl der Vierbeiner geschieht, aber wenn wir bei über 300 Pferden regelmässig Fieber messen und darüber Buch führen müssen, ist das logistisch fast nicht mehr zu stemmen – und nur mit grossen zusätzlichen Personalaufwand.

Was braucht es um heute erfolgreich ein grosses Pferdesportturnier durchzuführen?

Als Privatpersonen, so wie das mein Partner Fritz Pfändler und ich es bis anhin getan haben, ist das praktisch nicht mehr möglich. Wir hatten kurz überlegt, uns einer der grossen Turnierserien anzuschliessen, aber das kam dann doch nicht in Frage. Zum einen hätten wir langjährige Partner und Lieferanten austauschen und vor den Kopf stossen müssen, zum anderen hätte unser Turnier seinen familiären Charakter verloren und das wollten wir nicht. Als aktiver Reiter finde ich ausserdem, dass unser Turniergelände für ein Fünfstern-Turnier fast zu klein ist.

 Wird es nun nie mehr Springen in Humlikon zu sehen geben?

Nein, das ist nicht gesagt. Wir schliessen in diesem Jahr das internationale Kapitel ab und schauen dann weiter. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass meine Kinder irgendwann das Zepter übernehmen möchten und ein kleineres, nationales Springen auf unserer Anlage durchführen.

 Welche persönliche Bilanz ziehen Sie nach fast 30 Jahren als Veranstalter?

Eine sehr positive. Es hat mir Freude bereitet, dass wir Springreitern auf allen Stufen etwas bieten und sie begeistern konnten, die Senioren genauso wie die regionalen, nationalen und die internationalen Teilnehmer. Nach der Veranstaltung habe ich jeweils von vielen Reiterinnen und Reitern ein positives Echo erhalten, das hat mich immer sehr gefreut.

Wie werden Sie künftig die Wochen rund um das CSI-Datum verbringen? 

Da ich ja noch einen grossen Landwirtschaftsbetrieb sowie einen Reitstall habe und oft Reitstunden erteile, kann ich mich diesen Bereichen nun wieder verstärkt widmen. Und ich bin auch nicht traurig, wenn ich seit Jahren das erste Mal wieder einmal eine Woche Ferien im Sommer machen kann!

Interview: Angelika Nido Wälty